" OFW"

Als ich an diesem Projekt arbeitete, lernte ich Menschen kennen, die mitten unter uns leben und dennoch selten die Gelegenheit haben, einfach von sich zu erzählen.

Dies wollte ich ändern. Auch meine eigenen Vorurteile, die mit Obdachlosen bis dahin in meinem Kopf vorherrschten. Nicht alle, aber die meisten konnte ich davon auf

ausräumen.

Ich bin dankbar, dass ich diese Bilder nutzen darf und so auf ein Thema aufmerksam machen kann, dass schon viel zu lange existiert - in einer Gesellschaft die hier vor der Tür statt findet. Nicht weil diese Menschen zwangsläufig nur faul, unintelligent oder "ausländisch" sind.

Davon durfte ich mich überzeugen.

 

"Elvira", 80

Seit 30 Jahren ohne festen Wohnsitz. Ihren echten Namen wollte sie nicht sagen. Sie befürchte, ich sei von einer Behörde um irgendetwas Schlimmes mit ihr zu machen. Ihre Sätze diesbezüglich waren eher schwer zu verstehen.

 

Erst nach längerer Zeit konnte ich Vertrauen gewinnen und ihr einige Fragen stellen. Nach dem Krieg hat sie als Bäuerin und in einem Krankenhaus gearbeitet.

Von den Ämtern im Stich gelassen, wie sie sagt.

 

Schläft bevorzugt in Bahnhöfen oder Eingängen. Auf meine Frage, wie sie das gesundheitlich mitnehmen würde, antwortete sie, dass sie Probleme mit den Beinen und dem Herz hätte. Da weinte sie wieder und erwähnte die Behörden. Auch sie hat keine Familie.

Diese Geschichte hat mich besonders betroffen, da hier in Würde Altern (wie bei so Vielen in Deutschland) nicht zutrifft.


Matze, 30

Seit 1,5 Jahren wieder auf der Straße. Gelernter Zimmermann und ist mit 14 Jahren von zu Hause weg. Nach seiner Ausbildung ist er durch die Welt gereist. Vater eines 6 jährigen Sohnes. Hat durch seine Heroinabhängigkeit erst die Frau, dann seine Wohnung verloren. 

Ein scheinbar "klarer Fall" eines sozialen Absturzes, welcher wohl in vielen Köpfen der Menschen als Vorurteil verankert ist. 

Trotz seiner Lage möchte er von der Straße weg und hatte am nächsten Tag unseres Gespräches eine Besichtigung einer Sozialwohnung.

 

Bei ihm hatte ich am Schnellsten den Eindruck der Offenheit, auch wenn es ihm etwas unangenehm war sein Leben zu schildern. Immerhin bin ich ein Mensch, der das Leben der Straße nicht kennt und wenn es nicht gerade ein Sozialarbeiter ist, gehen die Wenigsten einfach auf Obdachlose zu und wollen reden oder zuhören.


Rainer, 45

Seit 7 Jahren obdachlos. Gelernter Tischler. Zuerst verlor er seine Arbeit. Danach nahm sein Leben den Lauf der meisten Obdachlosen.

 

Er meinte, dass er nicht trinken und auch keine Drogen nehmen würde.

Es gab keinen Grund ihm nicht zu glauben. Er wirkte auf mich wach und vertrat, trotz seiner Lage, eine klare Haltung. Die Finger vom Alkohol, klauen oder moralisch fragwürdigen Dingen.

Aus diesem Grund schliefe er auch nicht in Heimen oder anderen Unterkünften für Obdachlose.

 

Er fühle sich von der Gesellschaft unverstanden und in eine Schublade gesteckt. Familie hat er keine.

Beim Verabschieden, dachte ich, dass es nur die richtigen Menschen geben müsste, die ihn dabei unterstützen, seine Werte auch wieder in die Gesellschaft zu bringen!


Milan, 31

Seit 2,5 Jahren in Hamburg obdachlos.

Kommt ursprünglich aus der Slowakei und war früher Gärtner. Er bezeichnet sich selbst als Nomade oder Weltenbummler. Von Zeit zu Zeit reist er durch die Welt und sitzt quasi international auf der Straße.

 

Er sagt, es habe alles 2 Seiten. Es ist gut allein zu sein. Er sei frei.

Keine Familie.

 

Als ich mit ihm sprach, erlebte ich am eigenen Leib, welchen Blicken man ausgesetzt ist. Einen ganz besonders abfälligen konnte ich sogar fest halten.

Leider kann ich das Bild nicht zeigen.

Sicher möchte der Herr im Anzug nicht als schlechtes Beispiel her halten.


Wertvolle Organisationen zum Thema :

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